Andrea Todisco
Andrea Todisco hat durch die Kunst einen technischen Zugang zur Philosophie.
Bauprofil, 2024, Baugespann gebogen
Andrea Todisco, *1998 in Rhäzüns, arbeitet in Zürich und Rhäzüns
Foto: ©Daniela Derungs
Ausstellung Fusiugnomias
Kunst hat etwas Losgelöstes, wie etwa auch Mathematik. In Todiscos Notizbuch, welches ein zentrales Element für sein Schaffen ist, hält er nicht nur Skizzen und Ideen fest, sondern schreibt auch Gedanken nieder. Es erlaubt ihm, darin zurückzublättern und zu erkennen, welche Themen ihn wiederkehrend beschäftigen.
Eines dieser Themen, die er in seinem Kunstschaffen reflektiert, ist die Vergänglichkeit, und der Aspekt, dass dadurch die Bedeutung von allem relativiert wird. Der Fluss in seinem Heimatort Rhäzüns, in welchem Todisco seit seiner Kindheit schwimmen geht, wurde nicht kanalisiert und folgt einem natürlichen Flusslauf. Inseln und Strände entstehen und bieten sich als Badeorte an, im nächsten Jahr sind sie wieder verschwunden.
Vergänglichkeit entsteht aus der Berührung und der Wechselwirkung der Dinge. Dieser Gedanke fasziniert Todisco auch im Kunstschaffen. Wenn man zum Beispiel eine Figur aus Gips formt, formt das Material auch den Künstler, die Hände trocknen aus.
In seinem Werk, dem Bauprofil, das in der Casa d’Angel ausgestellt ist, nähert er sich dem Aspekt der Vergänglichkeit aus einer anderen Richtung und beschäftigt sich mit der Form der Zukunft. Die Grenzen der Zukunft sind immer etwas unscharf. Wir benutzen Instrumente, etwa Bauprofile, um uns die Zukunft vorzustellen und gezielten Einfluss darauf zu nehmen. Was wäre, fragt sich Todisco, wenn die Instrumente, mit denen wir die Zukunft denken, verformbar und elastisch wären?
Autor: Marco Coray