Elodie Pong

Elodie Pongs Kunstwerke locken mit der Spannung zwischen Offensichtlichkeit und unergründbarer Tiefe.

Just Doing It, 2020, Ventilator, Papierkugel mit chinesischer Tinte beschichtet
Elodie Pong, *1966 in Boston, lebt in Zürich

Foto: ©Daniela Derungs
Ausstellung Fusiugnomias

Beim Betreten des Atriums der Casa d'Angel wird man vom Surren eines Ventilators begrüsst, der einen Papierball tanzend schweben lässt. Just Doing It, so der Titel. Ein Blickfang, das Freude macht. Nach der anfänglichen Freude fragt man sich unwillkürlich, was der schwebende Ball einem wohl zu sagen hat, dann beginnen sich die Möglichkeiten zu entfalten.

Im Papierball könnte man einen Planeten sehen. Form und Bewegungsmuster lassen diese Beobachtung durchaus zu. Doch der Ball ist mit dunkelbrauner Tinte bemalt. Aus dem sorglosen Tanz wird auf einmal eine dunkle Prophezeiung. Der Ball ist in einem trichterförmigen Luftstrahl gefangen. Gelingt es ihm auszubrechen, droht er beim Aufprall zu reissen. Seine einzige Möglichkeit besteht darin, im Gleichgewicht zwischen Luftstrahl und Gravitation zu tanzen, was ruckartige Bewegungen erzeugt aber durchaus harmonisch wirkt. Die Möglichkeiten, die Installation zu sehen, ändern sich beispielhaft mit jeder neuen Begegnung.

On a Beautiful Day ist eine Videoarbeit, welche die Passage bei Gibraltar von der Küste aus zeigt und Grenzen in allen möglichen Denkweisen in sich vereint. An einem schönen Tag und bei guter Sicht legen Schlauchbote mit afrikanischen Flüchtlingen von der marokkanischen Küste aus nach Spanien ab. Poetisch hält Pong die Tatsache fest, dass an einem solchen Tag auch viele Menschen dort ertrinken werden. «A beautiful day is also a sad day.» Die Meeresenge ist an ihrer engsten Stelle nur 13 Km breit, doch dort, wo sich Mittelmeer und Atlantik treffen, ist das Meer wild und versenkt seit der Antike unzählige Schiffe und ihre Besatzungen.

Pong bietet alternative Möglichkeiten, etwas zu sehen, doch bleibt eine Beobachtung selten am Objekt haften. Ihre Werke treffen auf sehr subtile Weise Knotenpunkte, an denen Gegensätze aufeinandertreffen und eine Vielzahl von Fragen an den Betrachter zurückwerfen und neue Möglichkeiten bieten, sich selbst darin zu reflektieren.

Autor: Marco Coray

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