Jso Maeder
Als Jso Maeder seine eigene Kunstsprache entwickelte, sah er sich mit der Herausforderung konfrontiert, dass er kaum möglich war, eine wirklich einzigartige Malweise zu schaffen.
PCE 04019 - "Hauchmelder", 2019, Plastik, verschiedene Materialien
Jso Maeder, *1957 in St.Gallen, lebt und arbeitet in Zürich
Foto: ©Daniela Derungs
Ausstellung Fusiugnomias
Sein Stil hätte durchaus individuell und wiedererkennbar sein können, im Kern war jedoch alles bereits in einer der vielen Strömungen der Kunstgeschichte aufgegriffen worden. Das empfand der junge Künstler als reizlos. Für ihn traten die Priorität des eigenen Stils und der eigenen künstlerischen Handschrift in den Hintergrund.
Maeder beobachtete ein Phänomen, das er künftig in seinem Kunstschaffen untersuchte. Gegenstände können zu etwas anderem werden, wenn man sie zwar unverändert lässt, sie aber in einen anderen Kontext 'umsetzt'.
In seiner Plastik Hauchmelder, die in der Casa d'Angel ausgestellt ist und ein Gerät suggeriert, sind beispielsweise erkennbar ein Hörgerät und ein Briefbeschwerer umgesetzt worden. Es ist jedoch erstaunlich, wie lange man braucht, bis man diese Gegenstände als solche identifiziert. Von den anderen Gegenständen, die in der Plastik 'umgesetzt' wurden, lässt sich nur mutmassen, was sie ursprünglich waren. Der Hauchmelder lockt an und fordert die Betrachterin auf, ihn zu entschlüsseln. Er präsentiert sich unverhüllt und entzieht sich dennoch vollkommen einer Identifikation.
In einer Zusammenarbeit mit dem deutschen Lyriker Volker Demuth hat Jso Maeder die originalen Manuskripte des Gedichtbandes Der hysterische Bogen des Sommers über Jakobshagen und Mezelthin mit seinen Zeichnungen ergänzt. Die Gedichte beschreiben eine Landschaft, die der Lyriker auf Spaziergängen durch seine Heimat in der Uckermark betrachtet hat. Mit seinem umfassenden geschichtlichen, philosophischen und literarischen Wissen beobachtet er Spuren, welche die Geschichte darin hinterlassen hat. Die Beobachtungen sind auf Eindrücke und Erinnerungen reduziert und auf engstem Raum gedrängt, wodurch die Schriften einen dichten, körperlichen Charakter erhalten haben. Maeders Bilder wirken im Vergleich zum Text gelöst und leicht. Betrachtet man das ganze Werk ausgebreitet, erkennt man in den fortlaufenden Zeichnungen der Bogen des Himmels, der sich über die geschriebene Landschaft spannt.
Autor: Marco Coray